Linda stirbt vier Tode
Eingestellt von
Linni
on 14 January, 2009
Der tod, ein thema verschwiegen, unwirklich und für semidepressionen geeignet zu gleich bin ich heute bereit, es aufzugreifen und die wahrscheinlichsten todesarten aus meinem leben zu filtern, um auf gefahren des alltäglichen lebens aufmerksam zu machen.
Natürlich bin ich noch quicklebendig und vollgepumpt mit adrenalin in meinen blutjungen feurigen jahren, die noch nach sommer und neuanfang, erlebnissen und abenteuern duften, doch Gedanken dieser art kommen mir glücklicherweise auch nur bei langen wartezeiten die sich dehnen wie extrastarker kaugummi und sogar hartnäckig den sekundenzeiger hypnotisieren um diesen an einem dem ende näher kommen zu hindern.
Schulstunden, Supermarktwarteschlangen. Arztbesuche und Behördengänge zählen zu dieser kategorie und rütteln meine fantasie ordentlich aus dem winterschlaf.
und da fantasie ja fantasie und ein hirngespinst ist, also ausgedachte seifenblasen in gedanken, mache ich mir weder sorgen vor einem durchs rauchen herbeigeführten lungenkrebs noch einem durch unglückliche ereignisse bestimmten autounfall.
Nein, meine bedenken äußern sich in anderen bereichen. Ich machte mir heute gedanken über folgendes. Ich geh beinahe jedes wochenende weg und bekomme auf meine pulsäderchen und der dünnen haut darüber immer einen stempel gedrückt.
Jedoch kann stempelfarbe giftig sein, wie ich auch gleich auf der seite „was ein stempler wissen muss“ mit reichlich informierenden und anspornenden texten für stempelliebhaber feststellte. Dort wird zwar beschrieben, dass bei einem stempel aus gummi nichts gesundheitsgefährdendes geschehen kann, doch was passiert wenn man mir aus versehen mal statt den kautschukaufsatz das aus moosgummi oder schaumstoff hergestellte teil auf den unterarm drückt? Und das zeug ist ja auch noch hartnäckig und drei tage wasserresistent. Kann also ohne hindernisse durch die haut in meine blutbahn zum herz dringen und dort adern und ähnliches, was sich dort drinne befindet, emotionen zum beispiel, mit tinte verkleben, mein herzpochen verhindern und mich erst gefühlskalt machen und danach umbringen. Frei nach dem motto, dann ists eh schon egal.
Ich sehe schon die schlagzeile der bild oder eines anderen postmodernen klatschblatts für die wenig intelektuell anspruchsvollen leser vor mir. „linda, die erste stempeltote.“
Die erste methode um das ableben schon in nächster zeit unbeabsichtig herbeizuführen.
Eine zweite drängt sich mir jedoch ebenfalls auf.
Ich werde mitten auf der straße zwischen supermarkt und drogeriekette, zwischen kinderwagen und bauarbeitern, müllsäcken und kläffenden promenadenmischungen erschossen. Und schluss. Nun gut, ich weiß, wir befinden uns weder in der steinharten bronx, noch in einem italienischen oder russischen mafiafilm. Ich stehle also weder täglich autoradios oder verteidige meine straßenseite, noch deale ich mit drogen oder verschiffe waffen nach japan. Auch wenn ich nicht weiß, wie ich da mit meinem schiff anlegen sollte. Egal, bei der mafia weichen sogar landzungen und 10000 jahre altes festland ins offene meer. Gut, also ein ganz normales mädchen wird einfach so auf der straße erschossen, unwahrscheinlich, okay, aber hört euch folgende realistische, und ich kreuze keine finger weder vor noch hinter meinem rücken, wahre wie sie wahrer nichts ein könnte am eigenen leibe erfahrene gegebenheit an
Vorletzte woche saß ich in der u bahn an der pankow end-bzw anfangsstation, was eindeutig besser klingt, da es sich sonst wie das ende der gesellschaft und jeglicher zivilisation nun aber wie die quelle des seins anhört, und wartete auf die in 7 minuten eintretene abfahrt. Nichts ahnend las ich ein buch, ein mann gegenüber meines sitzplatzes drehte sich eine zigarette, friedlich ruhte pankow auf den weichen polstern der bvg, als aufeinmal ein ziemlich prolliger typ unseren wagon enterte sich vor uns neben der tür platzierte und einen mit patronen und waffen geschmückten oberkörper präsentierte, während er nebenbei eine waffe lud. Ich saß da und imitierte einen stein mit blitzgedanken, die manch einer in seiner ganzen lebenslaufbahn nicht zusammen bekommt. Amokläufer? Will der die bahn in die luft sprengen? Ist das ein polizist? Oder ist der auf der flucht vor eben jenen? Bin ich gleich tot? In der ubahn?
Ich war einfach nur noch ruhig, so wie plötzlich alles. Der jugendtrupp an der rolltreppe löste sich in luft auf, der bodenwischer ist wahrlich in den mit fliesen bedeckten boden versunken. Und dann…steigt er wieder aus.
Der typ ist ausgestiegen, er war weg! Hinterblieben sind ein zu tode erschrecktes mädchen mit gliedern aus granit und zitterattacken, die jegliches espenlaub und parkinson erkrankte in den schatten stellt und ein mann, der seine zigarette wahrscheinlich schon am liebsten im abteil geraucht hätte um sich zu beruhigen. Wenigstens ein bisschen.
Die nächste entscheidene variante eines möglichen todes ist, und nun gar nicht mehr abwegig, der erfrierkälte, ich erstarre zu eis und fliege dabei noch wegen der glätte und den nicht gestreuten straßen auf die fresse. Denn gestreut oder schnee weggeschippt wird ja erst, wenn der schnee wieder getaut und die welt mit frühlingsblühern übersät ist.
Davor kommt jeder in den genuss bekanntschaft mit matschschnee und spiegelglatten eisbahnen mitten auf den gehweg zu machen.
So wie ich. Frierend, ach was sag ich, erfrierend machte ich mich auf den kurzen weg zur schule, ging außen rum um noch eine zigarette zu rauchen, bei der ich ja, wie gesagt, keine angst vor dem tod habe, und merkte schon die ersten anzeichen eines leichtens wegrutschens mit meinen pseudowinterschuhen mit minipfennigsabsatz und 1mm sohle, die mich dann unbeholfen auf den bürgertseig plumsen, alle sand- und salzstreuer dieser welt verfluchen ließen und meine zigarette und stolz davonsegeln sahen. Gut also im eisigen schnee liegend und nicht mehr so wirklich wegen der, überraschung, immer noch vereisten straßen auf die beine kommend, scheint hier ein gefrier- und nicht wieder auftautod nahe zu liegen.
Doch der nahe liegendste aller tode ist wohl denn noch, der ich-ess- mich- tod wahn.. Zusammen mit meiner liebsten hab ich es geschafft innerhalb von zwei tagen sowohl einen dönerladen als auch mc donalds aus der wirtschaftskrise zu schlagen und den zu hause manifestierten kühlschrank ehemals mit pizza und allerlei fast food spezialitäten gefüllt, zu leeren, um mir hinterher ordentlich schokolade als absacker und alkohol um des vergessens willen, hinterzuschütten. Bekanntlich rühmt dieser sich ja auch mit etlichen versteckten kalorien.
Steht einem gemeinsamen tode mit meiner wifi in ihrer messi wohnung also nichts mehr im wege, merken würde es eh erst jemand, wenn die ratten nicht nur anfangen uns anzufressen, sondern in ausflugstrupps die wetterseestraße 9 als ihr neues ausflugsziel erklären.
Doch noch, scheint all dies weit weg. Und geschieht ja doch nur im kopf.
Noch bin ich jung und wenn ich sterbe, dann in meinem bett beim einschlafen, aufwachend im paradies mit der feststellung, einer giftigen stempelsubstanz, einem amokläufer, einem russischen winter und einer fresssucht entkommen zu sein.
Vielleicht sollte ich superheldin werden.
Natürlich bin ich noch quicklebendig und vollgepumpt mit adrenalin in meinen blutjungen feurigen jahren, die noch nach sommer und neuanfang, erlebnissen und abenteuern duften, doch Gedanken dieser art kommen mir glücklicherweise auch nur bei langen wartezeiten die sich dehnen wie extrastarker kaugummi und sogar hartnäckig den sekundenzeiger hypnotisieren um diesen an einem dem ende näher kommen zu hindern.
Schulstunden, Supermarktwarteschlangen. Arztbesuche und Behördengänge zählen zu dieser kategorie und rütteln meine fantasie ordentlich aus dem winterschlaf.
und da fantasie ja fantasie und ein hirngespinst ist, also ausgedachte seifenblasen in gedanken, mache ich mir weder sorgen vor einem durchs rauchen herbeigeführten lungenkrebs noch einem durch unglückliche ereignisse bestimmten autounfall.
Nein, meine bedenken äußern sich in anderen bereichen. Ich machte mir heute gedanken über folgendes. Ich geh beinahe jedes wochenende weg und bekomme auf meine pulsäderchen und der dünnen haut darüber immer einen stempel gedrückt.
Jedoch kann stempelfarbe giftig sein, wie ich auch gleich auf der seite „was ein stempler wissen muss“ mit reichlich informierenden und anspornenden texten für stempelliebhaber feststellte. Dort wird zwar beschrieben, dass bei einem stempel aus gummi nichts gesundheitsgefährdendes geschehen kann, doch was passiert wenn man mir aus versehen mal statt den kautschukaufsatz das aus moosgummi oder schaumstoff hergestellte teil auf den unterarm drückt? Und das zeug ist ja auch noch hartnäckig und drei tage wasserresistent. Kann also ohne hindernisse durch die haut in meine blutbahn zum herz dringen und dort adern und ähnliches, was sich dort drinne befindet, emotionen zum beispiel, mit tinte verkleben, mein herzpochen verhindern und mich erst gefühlskalt machen und danach umbringen. Frei nach dem motto, dann ists eh schon egal.
Ich sehe schon die schlagzeile der bild oder eines anderen postmodernen klatschblatts für die wenig intelektuell anspruchsvollen leser vor mir. „linda, die erste stempeltote.“
Die erste methode um das ableben schon in nächster zeit unbeabsichtig herbeizuführen.
Eine zweite drängt sich mir jedoch ebenfalls auf.
Ich werde mitten auf der straße zwischen supermarkt und drogeriekette, zwischen kinderwagen und bauarbeitern, müllsäcken und kläffenden promenadenmischungen erschossen. Und schluss. Nun gut, ich weiß, wir befinden uns weder in der steinharten bronx, noch in einem italienischen oder russischen mafiafilm. Ich stehle also weder täglich autoradios oder verteidige meine straßenseite, noch deale ich mit drogen oder verschiffe waffen nach japan. Auch wenn ich nicht weiß, wie ich da mit meinem schiff anlegen sollte. Egal, bei der mafia weichen sogar landzungen und 10000 jahre altes festland ins offene meer. Gut, also ein ganz normales mädchen wird einfach so auf der straße erschossen, unwahrscheinlich, okay, aber hört euch folgende realistische, und ich kreuze keine finger weder vor noch hinter meinem rücken, wahre wie sie wahrer nichts ein könnte am eigenen leibe erfahrene gegebenheit an
Vorletzte woche saß ich in der u bahn an der pankow end-bzw anfangsstation, was eindeutig besser klingt, da es sich sonst wie das ende der gesellschaft und jeglicher zivilisation nun aber wie die quelle des seins anhört, und wartete auf die in 7 minuten eintretene abfahrt. Nichts ahnend las ich ein buch, ein mann gegenüber meines sitzplatzes drehte sich eine zigarette, friedlich ruhte pankow auf den weichen polstern der bvg, als aufeinmal ein ziemlich prolliger typ unseren wagon enterte sich vor uns neben der tür platzierte und einen mit patronen und waffen geschmückten oberkörper präsentierte, während er nebenbei eine waffe lud. Ich saß da und imitierte einen stein mit blitzgedanken, die manch einer in seiner ganzen lebenslaufbahn nicht zusammen bekommt. Amokläufer? Will der die bahn in die luft sprengen? Ist das ein polizist? Oder ist der auf der flucht vor eben jenen? Bin ich gleich tot? In der ubahn?
Ich war einfach nur noch ruhig, so wie plötzlich alles. Der jugendtrupp an der rolltreppe löste sich in luft auf, der bodenwischer ist wahrlich in den mit fliesen bedeckten boden versunken. Und dann…steigt er wieder aus.
Der typ ist ausgestiegen, er war weg! Hinterblieben sind ein zu tode erschrecktes mädchen mit gliedern aus granit und zitterattacken, die jegliches espenlaub und parkinson erkrankte in den schatten stellt und ein mann, der seine zigarette wahrscheinlich schon am liebsten im abteil geraucht hätte um sich zu beruhigen. Wenigstens ein bisschen.
Die nächste entscheidene variante eines möglichen todes ist, und nun gar nicht mehr abwegig, der erfrierkälte, ich erstarre zu eis und fliege dabei noch wegen der glätte und den nicht gestreuten straßen auf die fresse. Denn gestreut oder schnee weggeschippt wird ja erst, wenn der schnee wieder getaut und die welt mit frühlingsblühern übersät ist.
Davor kommt jeder in den genuss bekanntschaft mit matschschnee und spiegelglatten eisbahnen mitten auf den gehweg zu machen.
So wie ich. Frierend, ach was sag ich, erfrierend machte ich mich auf den kurzen weg zur schule, ging außen rum um noch eine zigarette zu rauchen, bei der ich ja, wie gesagt, keine angst vor dem tod habe, und merkte schon die ersten anzeichen eines leichtens wegrutschens mit meinen pseudowinterschuhen mit minipfennigsabsatz und 1mm sohle, die mich dann unbeholfen auf den bürgertseig plumsen, alle sand- und salzstreuer dieser welt verfluchen ließen und meine zigarette und stolz davonsegeln sahen. Gut also im eisigen schnee liegend und nicht mehr so wirklich wegen der, überraschung, immer noch vereisten straßen auf die beine kommend, scheint hier ein gefrier- und nicht wieder auftautod nahe zu liegen.
Doch der nahe liegendste aller tode ist wohl denn noch, der ich-ess- mich- tod wahn.. Zusammen mit meiner liebsten hab ich es geschafft innerhalb von zwei tagen sowohl einen dönerladen als auch mc donalds aus der wirtschaftskrise zu schlagen und den zu hause manifestierten kühlschrank ehemals mit pizza und allerlei fast food spezialitäten gefüllt, zu leeren, um mir hinterher ordentlich schokolade als absacker und alkohol um des vergessens willen, hinterzuschütten. Bekanntlich rühmt dieser sich ja auch mit etlichen versteckten kalorien.
Steht einem gemeinsamen tode mit meiner wifi in ihrer messi wohnung also nichts mehr im wege, merken würde es eh erst jemand, wenn die ratten nicht nur anfangen uns anzufressen, sondern in ausflugstrupps die wetterseestraße 9 als ihr neues ausflugsziel erklären.
Doch noch, scheint all dies weit weg. Und geschieht ja doch nur im kopf.
Noch bin ich jung und wenn ich sterbe, dann in meinem bett beim einschlafen, aufwachend im paradies mit der feststellung, einer giftigen stempelsubstanz, einem amokläufer, einem russischen winter und einer fresssucht entkommen zu sein.
Vielleicht sollte ich superheldin werden.
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